Singen sorgt für Serotonin.
Erstellt von r.ehlers am Montag 8. September 2014
Anke Engelkes „Chor der Muffeligen“
http://www.daserste.de/information/wissen-kultur/w-wie-wissen/sendung/singen-100.html
Ich schimpfe immer weider gern über das geringe Niveau in unserem Fernsehen. Dabei darf nicht untergehen, dass diese Kritik beileibe nicht für so kluge und ehrliche Protagonisten wie die flotte Kabarettistin, Komikerin und Moderatorin Anke Engelke gilt, die auf einer gründlichen Suche nach den Glücksfaktoren im Leben das Thema Musik und Wohlbefinden einer breiten Öffentlichkeit bewusst gemacht hat.
In meinem Beitrag aus dem Jahre 2012 – http://www.essenspausen.com/viele-wege-zum-serotonin/ – wie auch in meinem im selben Jahre im Verlag Via Nova herausgekommenen Buch „Wohlfühlhormon Serotonin. Botenstoff des Glücks. Der körpereigene Aufbau durch native Ernährung“ habe ich gesprochen von einer
neuen Theorie des Serotoninaufbaus.
Ich wies darauf hin, dass neben den unübersehbaren Serotoninwirkungen durch seine Lockung als Esskontrollhormon durch den nüchternen Verzehr nativer Kost eine ganze Reihe von Wegen existieren, die mehr oder weniger stark die Produktion dieses lebensnotwenidgen Gehiornbotenstoffes auf denPlan rufen. Damals nannte ich folgende natürliche „Serotoninquellen“ :
- intensive Verstoffwechslung durch native Kost (Esskontrolle)
- langdauerndes Ausarbeiten, z.B. Langlauf („runners high“) und Gartenarbeit (Belastungskontrolle)
- intensive Schmerzwahrnehmung mit der Akupunkturmatte (Schmerzkontrolle)
- längere Wahrnehmung des vollen Tageslichts/Sonnenlichts (Wahrnhemungskontrolle)
- Sauna, Eisbaden (Temperaturkontrolle)
Der Hinweis auf die Förderung des Serotoninaufbaus durch Saunieren und Eisbaden folgte erst in meinem Beitrag vom Beginn des Jahres: http://www.essenspausen.com/sauna-eisbaden-fuer-serotonin/
Ausgehend von den Erkenntnissen von Professor Dr. Gunter Kreutz von der Universität Oldenburg und einer Reihe weiterer Forscher kann ich dem obigen Katalog als weitere Serotoninquelle hinzufügen:
die Musik, voran das Machen von Musik, voran das Singen, ganz besonders das Singen in Gemeinschaft.
Prof. Dr. Gunter Kreutz
http://www.tk.de/tk/musik-und-gesundheit/lesereihe-musik/gunter-kreutz/449242
Ohne Zweifel ist das Singen ist der einfachste Zugang zur Musik. Er steht uns fast über die gesamte Lebensspanne zur Verfügung. Singen mobilisiert den Körper, wirkt aktivierend und beruhigend, und es verbindet Menschen jenseits von Worten oder Verpflichtungen. Diese Erfahrungen sind uralt. In der Allgemeinheit spielen sie inder modernen Zeit keine Rolle mehr. Früher sang fast jeder Mensch jeden Tag vor sich hin oder in Gemeinschaft mit anderen. Heute beschränkt sich die Masse mit dem Zuhören, vorwiegend noch dem Konsum simple gestrickter Musik, die von vordergründigen Effekten lebt.
Spontanes Singen wird in der heutigen Gesellschaft als peinlich empfunden, besipielsweise als eine Abgeordnete im Bundestag mal ein Lied abstimmte. Ich war schon sehr erstaunt, dass meine eigene Frau es als „unpassend“ empfand, wenn ich unter der Dusche laut sang und dass ich Schwierigkeiten hatte, Frau und Kinder am Heiligabend zum Mitsingen zu motivieren. Kaum hört man heute noch jemand zitieren:
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„Wo man singt, da laß‘ dich ruhig nieder,
böse Menschen haben keine Lieder.“
Hierbei handelt es sich um eine im Volksmund entstandene Abwandlung einer Strophe des Gedichts „Die Gesänge“ des weithin fast vergessenen deutschen Dichters und bedeutenden kulturhistorischen Reiseschriftstellers Johann Gottried Seume (1763-1810):
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„Wo man singet, lass dich ruhig nieder,
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Ohne Furcht, was man im Lande glaubt;
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Wo man singet, wird kein Mensch beraubt;
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Bösewichter haben keine Lieder.“
- Ich füge dem vorligenden Beitrag einen kleinen Anhang über einige hochinteressante Aspekte des Lebens des Dichters Seume bei. Zunächst aber weiter zum
- Thema Singen und Serotonin
- Professor Dr. Kreutz schreibt im vorgenannten Beitrag der Techniker-Krankenkasse wörtlich dazu, dass Chorsänger sich nach dem Singen deutlich wohler fühlen als vorher, dass ihre Immunabwehr im Bereich der Atemwege sich verbessert (mehr Immunglobulin A), dass emotionaler Sress abgebaut wird und sich die körperlichen Abwehrkräfte verbessern:
- „Viele Chorsängerinnen und Chorsänger lassen es nicht bei einem zeitweiligen Singen über ein paar Wochen oder Monate bewenden. Eine aktuelle Befragung von 3.145 Laien-Chorsängerinnen und -sängern ergab: Im Durchschnitt hielten sie ihren Chören fast 20 Jahre die Treue. Singen könnte also die Gesundheit nachhaltig fördern.Hinweise darauf, dass dies tatsächlich der Fall ist, bieten Studien, die mithilfe standardisierter Fragebögen der Weltgesundheitsorganisation die Lebensqualität von Chorsängerinnen und Chorsängern überprüft haben. Zum Beispiel eine Studie, die ich selbst im Jahr 2010 zusammen mit meinem Kollegen Stephen Clift und anderen veröffentlicht habe. Eine Untersuchung des amerikanischen Gerontologen Gene Cohen und seiner Kollegen aus dem Jahr 2007 weist in die gleiche Richtung. Cohen und seine Kollegen gründeten einen professionell angeleiteten Chor für Menschen ab 70 Jahren und verglichen die Gesundheitsdaten der Teilnehmer während eines Jahres mit den Daten von Altersgenossen aus einer Vergleichsgruppe. Die Chorsängerinnen und -sänger verbrauchten zum Beispiel weniger Medikamente, besuchten seltener einen Arzt und erlitten weniger Stürze im Vergleich zu ihren Altersgenossen.Auch gesundheitlich oder sozial benachteiligte Menschen profitieren vom Chorsingen. Das gemeinsame Singen kann Menschen aus sozialer Isolation heraus- und wieder auf die Bühne des Lebens zurückführen.
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Die britischen Forscherinnen Bailey & Davidson führten 2002 beispielsweise Interviews mit Mitgliedern eines Chores von obdachlosen Männern. Ihre Gesprächspartner schilderten das gemeinsame Singen nicht nur als sinnvolle Beschäftigung, sondern sie berichteten von regelrechten Glücksgefühlen. Auch ihr Selbstkonzept veränderte sich positiv.Es lässt sich unschwer ermessen, wie musikalisch-gesangliche Sozialarbeit viele persönliche Schicksale verändern und Menschen eine Hilfe zur Selbsthilfe anbieten könnte. Damit nicht genug: Auch bei psychisch kranken Menschen und Patienten mit Lungenerkrankungen konnte Singen die Lebensqualität verbessern. Es liegen auch starke Hinweise auf antidepressive Wirkungen des Singens bei älteren Menschen in Heimen vor.
Erste Erfahrungen mit dem Singen sammeln Kinder meist in der Familie. Das beginnt schon im Säuglingsalter. Kanadische Kollegen konnten eindrucksvoll auch auf hormoneller Ebene belegen, wie Mütter durch Singen – nicht durch Sprechen – ihre Säuglinge sowohl anregen und mobilisieren als auch beruhigen konnten. Das Singen der Mutter für und mit dem Baby stärkt auch die das ganze Leben prägende Bindung zwischen Mutter und Säugling.
Ob Kinder später als Erwachsene aktiv im Chor singen werden, hängt vor allem davon ab, ob sie motivierende Ersterfahrungen im Schulchor oder anderen Chören machen. Denn es ist festzustellen, dass im Erwachsenenalter nur noch wenige Menschen überhaupt Chören beitreten.Auch für ihre Stimme profitieren Kinder und Jugendliche unmittelbar vom Singen. Meine Kollegin Wibke Gütay und ich konnten 2010 zum Beispiel nachweisen, dass bereits 45 Minuten Stimmbildung in Kleingruppen über ein Schuljahr ausreichen, um die Qualität der Stimme so zu verbessern, dass dies unter HNO-ärztlichen Aspekten präventiv für die Stimmgesundheit gesehen werden kann. Singen mit Kindern ist also nicht nur eine Investition für die Zukunft, es hilft auch unmittelbar, dass Kinder gesund bleiben.“
Kreutz ging wie folgt vor:
Vor und nach jeder Probe füllten die Chorsänger standardisierte psychologische Fragebögen aus, um ihre Gefühlslage einzuschätzen. Der zweite Baustein der wissenschaftlichen Untersuchung sind Speichelproben. Darin sollte die Konzentration des Hormons Oxytocin gemessen werden.
Einen schönen kleinen Beitrag zur Bindungswirrung von Oxytocitin finden Sie im „Stern“: http://www.stern.de/wissen/mensch/studie-der-uni-bonn-das-hormon-das-maenner-treu-macht-2073687.html.
So wie die Immunwerte im Speichel beim Singen deutlich ansteigen, ist das auch mit dem Level des Botenstoffes Oxytocin. Steigerungen finden sich auch beim bloßen Hören, wenn auch weit geringer.
Zur Erläuterung der Rolle des Oxytocins greift Kreutz auf die Erkenntnisse des Bonner Professors Dr. René Hurlemann zurück, der erklärt, dass Oxytocin zwar kein simpler Gradmesser für ‚Wohlbefinden im Körper ist, aber in der aktuellen Glücksforschung eine wichtige Rolle spiele. Er selbst hat zahlreiche Studien zur Wirkung von Oxytocin geleitet: „Oxytocin hat eine stresslösende Wirkung, ist wirksam gegen Ängstlichkeit und führt zu Wohlbefinden. Und es konnte gerade in jüngsten Untersuchungen – allerdings an Tieren – gezeigt werden, dass Oxytocin mit dem Botenstoff Serotonin im Gehirn eine Wechselwirkung eingeht. Serotonin ist ein wichtiger Botenstoff, der für unser Wohlbefinden verantwortlich ist.“
Leider lässt sich der Botenstoff Serotonin nicht im Speichel messen. Das würde die Beweisführung sehr erleichtert haben.
Hurlemann bestätigt, dass Serotonin tatsächlich der „Regler aller Regler“ im Hirngeschehen ist, das Schlüssel- und das Modulationshormon. Neben der Erfüllung seiner vielfachen eigenen Aufgaben ist es absolut unverzichtbar bei der Freigabe und Beschränkung des Einsatzes der anderen Gehrinbotenstoffe, zu denen neben Adrenalin, Cortisol, Melation, Acetylcholin auch des Bindungshormons Oxytocin. Oxytocin allein verhindert, dass alle Männer fremd gehen. In der Wechselwirkung mit Serotonin stellt sich darüber hinaus die Wirkug ein, dass sie sich dabei auch noch wohlfühlen. Als Sexualkontrollhormon und zur Regulierung der Sexualhormone ist Serotonin darüber hinaus ein unverzichtbarer Begleiter aller sexuellen Aktivität schlechthin.
Entscheidend ist immer die Erzeugung der Chemotaxis
Bei allen natürlichen Quellen für Serotonin zeigt sich eine gewissen Nachdrücklichkeit und/oder Dauer des auslösenden Momentes. Bei der nativen Kost ist dies der sehr starke und etwas anhaltende Verstoffwechslungsreiz, beim körperlichen Ausarbeiten die Intensität und Dauer der Belastung, bei der Aupunkturmatte die Stärke und Zeitdauer des Schmerzreizes, ähnliches bei der Lichteinwirkung und der Erfahrung mit hohen und niedrigen Körpertemperaturen. Ob der Winterdepression, dem Suizidstreben oder allgemein den vielen psychischen Problemen vorgebeugt werden soll, immer ist es ein besonderer Reiz, der die Basteine für Serotonin wie mit einem Bann mit einer Chemotaxis belegt , die ihre Wanderung an dern Ort des Serotoninaufbaus im Stammhirn erzwingt!
- Anhang:
Johann Gottfried Seume- -de.wikipedia.org-
Der sangesfrohe Dichter Seume war zunächst vom Leben schwer gebeutelt gewesen. Ich schildere das hier einmal kurz, weil es für uns kaum noch vorstellbar ist, wie rechtlos wir Normalbürger noch in einer Zeit waren, die die Urgroßeltern der Älteren von uns noch persönlich erlebt haben.
1781 wurde Seume auf einer Reise von seinem Studienort Leipzig nach Paris von Werbern des Landgrafen von Hessen-Kassel aufgegriffen und an dessen königliche Verwandtschaft in London als Soldat vermietet, die ihn zum Dienst für die englische Krone im Amerikanischen Unabhöngigkeitskampf nach Kanada schickte. 1783 nach der Rückkher nach Deutschland griffen ihn Werber des Preußenkönigs Friedrich II. auf, wo er bis 1787 zum Dienst als Musketier gewzungen wurde. Nach vergeblichen Fluchtversuchen wurde er zum Tod durch Spießrutenlaufen verurteilt, was dank der Intervention eines seiner militärischen Vorgesetzten glücklicherweise in eine Kerkerstrafe umgewandelt wurde. Als ihm gegen Kaution Urlaub aus dem preußischen Dienst gewährt wurde, floh er nach Sachsen und studierte dort an der Universität Leipzig von 1789 bis 1792 weiter und zwar Jura, Philosophie, Philologie und Geschichte.
Seume machte sich sein Leben lang viele Gedanken über die richtige Ernährung und Lebensführung. Sein Credo, das wir heute gut verstehen können, lautete:
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„Ich trinke keinen Wein, keinen Kaffeeh, keinen Liqueur,
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rauche keinen Tabak und schnupfe keinen,
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eße die einfachsten Speisen,
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und bin nie krank gewesen, nicht auf der See und unter den verschiedensten Himmelstrichen.“